Teilweise hohe Verluste realisiert; Schadenersatzansprüche prüfen lassen

Erst allmählich kommen die Tücken zahlreicher Wertpapiere - bedingt durch die aktuelle Finanzmarktkrise - ans Licht. Cobold-Anleihen der DZ-Bank und Colibri-Anleihen der Commerzbank AG sind in den letzten Wochen abgestürzt, teilweise für die Anleger mit einem Totalverlust ihres angelegten Geldes als Folge. Es gilt zu prüfen, ob die Berater die Anleger über diese Risiken aufgeklärt haben.

Rund zwei Monate nach der Pleite von Lehman Brothers hat die DZ-Bank Anlegern eine Anleihe der amerikanischen Bank ins Depot gebucht. Betroffen sind Käufer so genannter Cobold-Anleihen. Dies sind strukturierte Anleihen, die seit rund acht Jahren vor allem über die Volks- und Raiffeisenbanken vertrieben worden sind.

Dieser - für den Anleger - schlechte Tausch war in den Bedingungen der Cobold-Anleihe für den Fall vorgesehen, dass die Lehman Brothers pleite geht. Der Schaden ist enorm: für die Cobolde, die die Anleger für EURO 1.000,00 gekauft haben, bekommen sie weniger als EURO 100,00 zurück.

Die Cobold-Anleihen sind keine gewöhnlichen Anleihen. Das Konstruktionsprinzip einer Cobold-Anleihe (so die Bezeichnung der DZ-Bank), einer Colibri-Anleihe (Commerzbank AG) oder einer Synthia-Anleihe (Landesbank Baden-Württemberg) ist denkbar einfach:

Die Rückzahlung des eingesetzten Geldes hängt nicht nur davon ab, ob der Emittent (Herausgeber), in diesem Fall die DZ-Bank, zahlungsfähig bleibt. Vielmehr sind diese Papiere so konstruiert, dass sie von anderen Unternehmensanleihen abhängen.

Unternehmensanleihen heißen englisch „corporate bonds“. Daher stammt auch der Name „Corporate bond linked debt“, abgekürzt Cobold. Es handelt sich demnach um eine Anlage bezogen auf  Unternehmensanleihen, ein so genanntes strukturiertes Produkt, eine Anleihe mit integriertem Kreditderivat.

Es handelt sich dabei im Grunde um eine Wette auf die Zahlungsfähigkeit eines bestimmten Korbes von Unternehmen, die ihrerseits Anleihen emittiert haben. Der Anleger wettet drauf, dass keine der an die Cobold-Anleihe gekoppelten Firmen zahlungsunfähig wird. Wenn eines der Unternehmen aus diesem Korb seine Anleiheschulden aber nicht bezahlt, tauscht die DZ-Bank - wie oben beschrieben - die Cobold-Anleihe gegen die Anleihe der Pleitefirma aus. In der Bankensprache wird dies als „Kreditereignis“ bezeichnet.

Als Kreditereignis gelten in der Regel neben der Insolvenz auch die Nichtzahlung oder Restrukturierung von Verbindlichkeiten, ebenso wird als Kreditereignis von der DZ-Bank die Verstaatlichung des Unternehmens gewertet. Mit anderen Worten: So lange Unternehmen ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen, funktioniert die Cobold-Anleihe wie eine klassische Anleihe.

Tritt indes ein Kreditereignis ein, verändert sich der Tilgungsmodus. Statt der Tilgung des Nominalbetrages leistet die emittierende Bank entweder einen Barausgleich oder tilgt die Anleihe durch die Lieferung von Anleihen des ausgefallenen Unternehmens. Beide Tilgungsarten unterscheiden sich dabei nicht wesentlich. Der Barausgleichsbetrag entspricht dem Kurs, zu dem fremde Banken bereit sind, die zugrunde liegenden Anleihen des ausgefallenen Unternehmens zurückzukaufen. Es ist davon auszugehen, dass sich die Verluste, die der Anleger in beiden Fällen erleidet, letztendlich nicht wesentlich voneinander unterscheiden. Der Barausgleichsfall erspart ihm immerhin Arbeit.

Gegenüber einer herkömmlichen Unternehmensanleihe ist das Ausfallrisiko einer Cobold- oder Colibri-Anleihe allerdings deutlich höher. Es muss nur eines von in der Regel drei bis fünf Unternehmen aus dem Warenkorb auch nur vorübergehend zahlungsunfähig werden mit der oben beschriebenen Folge.

Diese Cobold- oder Colibri-Anleihen sind sicherlich keine geeigneten Produkte, um darauf seine Altersvorsorge aufzubauen. Es kann, wie bei nahezu sämtlichen strukturierten Produkten, ein Totalverlustrisiko eintreten.

Auch die Commerzbank AG hat strukturierte Anleihen angeboten, die von der Bonität eines Unternehmens abhängig sind. Der Name Colibri ist die Abkürzung für „corporate linked bond with return improvement“.

Anders als die Cobold-Anleihen beziehen sich die Colibri-Anleihen nicht auf eine Unternehmensanleihe, sondern auf eine bestimmte Firma. Geht diese pleite, wird die Colibri-Anleihe sofort fällig und mit Verlust zurückgezahlt. Einer der Colibris hat die Lehman-Pleite voll erwischt (Colibri PLUS 22). Er war auf fünf US-Banken bezogen, darunter auch Lehman Brothers. Die Commerzbank AG hat den Anlegern ihr Geld bereits im November 2008 überwiesen, allerdings lediglich rund 8 % des Nennwerts, mit anderen Worten: Für je EUR 1.000,00 Nennwert gab es EUR 80,47 zurück !

In den von uns bearbeiteten Fällen wurden die Kunden von ihren Beratern auf diese Risiken nicht hingewiesen, mithin nicht richtig und vollständig aufgeklärt worden.

Wir raten betroffenen Anlegern an, ihre Ansprüche fachkundig prüfen zu lassen.

 

Patrick M. Zagni
Rechtsanwalt / Fachanwalt für
Bank- und Kapitalmarktrecht