Trotz garantierter Zinsen – Sparkassen kündigen Sparverträge ihrer treuesten Kunden

Aktuell hat die Sparkasse Nürnberg Prämiensparverträge von rd. 16.000 Kunden gekündigt

Wir raten Betroffenen, sich dagegen zu wehren und Klage zu erheben

„Wenn´s um´s Geld geht – Sparkasse“ ! Mit diesem Werbeversprechen vertrauten Millionen Sparer vor Jahren den deutschen Sparkassen. Doch heute wollen sie ihre treuen, aber vermeintlich teuren Kunden loswerden, kündigen langfristige Sparverträge.

Aktuellster Fall: Kunden der Sparkasse Nürnberg hatten zwischen 1993 bis Mitte 2007 insgesamt 21.000 Prämiensparverträge abgeschlossen. Diese Verträge garantierten Prämien von bis zu 50 % nach 15 Jahren auf die jährlich eingezahlten Beiträge – so vollmundig in den Werbeflyern der Sparkasse.

Gerade in Zeiten von Niedrigzinsen bekommt diese Konstellation eine wirtschaftliche Brisanz. Konservative Anleger bekommen heute kaum noch Zinsen auf Sparverträge oder Tagesgeldkonten und müssen in Zukunft sogar mit Negativzinsen rechnen, wollen sie ihr Geld bei einer Bank anlegen. Mit der neuesten Kündigungswelle bestrafen sie gerade die Sparer, die bereits frühzeitig an ihre Altersvorsorge gedacht haben und ihr Geld anlegten. Hierbei vertrauten sie dem Werbeversprechen der Sparkassen, von dem diese nunmehr nichts mehr wissen will.

16.000 treuen Kunden, die über einen Prämiensparvertrag bei der Sparkasse Nürnberg verfügen, sind bis Ende September gekündigt worden, etwa 4.000 sollen noch folgen. Für die Sparer natürlich ein herber Rückschlag, aber das Unternehmen verwies auf die Niedrigzinsphase und dass die hoch verzinsten Altverträge ein Minusgeschäft für die Sparkassen darstellen.

Einseitige Betrachtungsweise ....

Recht kurios erscheint diese Argumentation doch: die Sparkassen nehmen nämlich von den Niedrigzinsen nicht nur Schaden. Kredite beispielsweise, die vor Jahren zu hohen Zinsen aufgenommen wurden, müssen natürlich vertragsgerecht – mit den hohen Zinsen von damals – zurückgezahlt werden, auch wenn der Zinssatz mittlerweile deutlich niedriger ist. Im Gegensatz zu den Sparkassen können die Kunden diese Darlehensverträge selbstverständlich nicht einfach ohne Grund kündigen.

Hohe Gewinne trotz Niedrigzinsen

Die deutschen Sparkassen haben, ähnlich wie bei Volks- und Raiffeisenbanken, in den vergangenen Jahren den Niedrigzinsen in der Euro-Zone getrotzt und hohe Gewinne eingefahren. Die aktuellen Kündigungen dürften demnach lediglich eine vorbeugende Maßnahme darstellen, um weiterhin Gewinne zu erzielen. Oder haben wir es schon mal erlebt, daß ein Vorstand sein Gehalt kürzt, wenn es seiner Sparkasse schlecht ging ?

Sparkassen verlieren ihre eigene Glaubwürdigkeit …

... wenn sie Sparverträge kündigen. Die Kunden haben darauf vertraut, dass die Sparkasse ihre Verträge einhalten. Mit der neuesten Kündigungswelle, ähnlich wie vor einigen Jahren bei den Bausparkassen, untergraben sie ihre eigene Glaubwürdigkeit.

Was tun gegen eine Kündigung ?

Betroffene Kunden sollten so schnell wie möglich gegen die Kündigung Widerspruch erheben und ihre Verträge fachkundig prüfen lassen. Ob die Kündigung rechtmäßig ist, hängt nämlich vom einzelnen Vertrag ab. Wurde z.B. die höchste Prämienstufe oder eine vereinbarte Laufzeit noch nicht erreicht, könnte die Kündigung unwirksam sein und die Sparkasse wäre verpflichtet, den Prämiensparvertrag zu den bisherigen Konditionen fortzusetzen.

Wir raten deshalb Betroffenen dringend an, ihre Verträge fachkundig prüfen zu lassen und sich gegen die Kündigung zu wehren.

Für eine erste Vorprüfung stehen wir Ihnen selbstverständlich zur Verfügung.

 

Patrick M. Zagni

Rechtsanwalt / Fachanwalt
für Bank- und Kapitalmarktrecht

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31.07.2019
Patrick Zagni
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