Pleiten von Schiffsfonds reißen auch 2013 nicht ab

Nahezu täglich neue Hiobsbotschaften; Totalverlust der Anlegergelder droht

Die Schifffahrtskrise dauert bereits seit Jahren an, eine Erholung ist nicht absehbar. Ausschüttungen sind in den meisten Fällen eingestellt, Insolvenzen zahlreicher Fondsgesellschaften in Form von Publikumsfonds haben bereits für tausende von Anlegern zu einem Totalverlust ihrer Einlagen geführt. ...

Einige Fondsgesellschaften versuchen, die Krise durch frisches Kapital ihrer Gesellschafter zu meistern, einige andere fordern unverhohlen einen Sanierungsbeitrag.

Wenige Fondsgesellschaften waren und sind sich hierbei nicht zu schade, dieses angebliche „Sanierungskapital“ oder die in der Vergangenheit geleisteten Ausschüttungen notfalls gerichtlich gegen ihre Gesellschafter durch zu setzen (vgl. Berichterstattung zu Dr. Peters-Fonds).

Die Hiobsbotschaften von Pleiten reißen auch 2013 nicht ab. Nahezu täglich werden Anleger mit Insolvenznachrichten überschüttet:

Die Anleger von zwei Schiffsfonds der VEGA Reederei mussten sich im Februar 2013 mit Insolvenzen ihres Fonds auseinandersetzen: über das Vermögen der von der VEGA Reederei GmbH & Co. KG aufgelegten Schiffsfonds MS „VEGA Dolomit“ Schifffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG sowie die MS „VEGA Spinell“ Schifffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG wurde im Rahmen des Insolvenzantragsverfahrens die Verwaltung des Vermögens auf den vorläufigen Insolvenzverwalter übertragen.

Den Anlegern der 2006 und 2007 aufgelegten Schiffsfonds droht nun der Totalverlust ihrer Einlage.

Auch Anleger geschlossener HCI-Schiffsbeteiligungen kommen nicht zur Ruhe:

So musste die Zielgesellschaft MS „Maria Sibum“ aus dem Dachfonds HCI Schiffsfonds VIII infolge Zahlungsunfähigkeit den Gang vor das zuständige Insolvenzgericht antreten. Nach der MS „Pandora“ musste nun im Falle der MS „Maria Sibum“ über das Vermögen einer weiteren HCI Schiffsfonds VIII Zielgesellschaft die vorläufige Zwangsverwaltung angeordnet werden.

Die Hiobsbotschaften für die HCI Shipping Select - Schiffsfondsanleger reißt ebenfalls nicht ab. Aktuell betroffen von der unter den geschlossenen Schiffsfonds grassierenden Pleitewelle ist die im Dachfonds HCI Shipping Select 18 integrierte Einschiffgesellschaft MS „Marc Twain“.

Eben falls wegen Zahlungsunfähigkeit musste die von HCI aufgelegte MS „Elena“ Interscan Verwaltungs GmbH & Co. KG Insolvenz anmelden.

Im April 2013 musste die von der Reederei Wilfried Waller aufgelegte MS „Lucia“ Schifffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG infolge Zahlungsunfähigkeit den Gang vor das zuständige Insolvenzgericht antreten. Nach der MS „Finia“ Schifffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG musste bereits binnen vier Wochen eine weitere Schiffsgesellschaft der Reederei Waller Insolvenz anmelden.

Ebenfalls Insolvenz anmelden musste der erst 2007 aufgelegte Schiffsfonds MS „PCE Harburg“ Schifffahrtsgesellschaft mbH & Co. KG. Auch hier droht den Zeichnern der Totalverlust ihrer Einlage.

Im Februar 2013 musste der vom Emissionshaus König & Cie. aufgelegte MS „King Robert“ Schiffahrts GmbH & Co. KG Insolvenz anmelden.

Seit Jahresbeginn mussten ebenfalls mehrere Beteiligungsgesellschaften des Initiators Fondshaus Hamburg (FHH) infolge Zahlungsunfähigkeit Insolvenz anmelden. Im Einzelnen handelt es sich um den FHH Fonds Nr. 16 MS „Andalucia“ – MS „Anglia“ , den FHH Fonds Nr. 17 MS „Aquitania“ sowie den FHH Fonds Nr. 19 MS „Asturia“ – MS „Alicantia“. Den insgesamt knapp 1400 Anlegern der oben genannten FHH-Schiffsfonds droht nun der Totalverlust ihrer Einlage.

Der koreanische Linienreeder STX Pan Ocean hat Gläubigerschutz beantragt. Nach Korea Line und Sanko Steamship ist dies binnen knapp drei Jahren die dritte größere Reederei aus Fernost, die zahlungsunfähig wurde. Die Finanznöte von STX Pan Ocean bringen das Münchner Emissionshaus Conti in erhebliche Schwierigkeiten. 14 Frachter aus der Conti-Flotte sind direkt betroffen, darunter 9 Schiffe aus Publikumsfonds. Die Verträge mit STX Pan Ocean für die Bulker Achat, Alexandrit, Almandin, Amazonit, Amethyst, Ametrin und Aragonit waren auf 12 Jahre ausgerichtet und können nun nicht mehr bedient werden – diese Einnahmen sind nunmehr vollständig weggebrochen.

Wie es für die Conti-Anleger weitergeht, steht in den Sternen. Die Fondsgesellschaft muss dringend einen neuen Charter finden, der bereit und in der Lage ist, die Charter zu bezahlen, die notwendig ist, damit der Fonds wenigstens keine Verluste schreibt.

Betroffene Anleger sollten sich fachkundig beraten lassen. Es besteht die begründete Möglichkeit, wegen Falschberatung Schadenersatzansprüche geltend zu machen. Aus Erfahrung wissen wir, dass die wenigsten Anleger vor ihrem Investitionsentschluss ordnungsgemäß über sämtliche Risiken aufgeklärt worden sind.


Patrick M. Zagni

Rechtsanwalt / Fachanwalt für
Bank- und Kapitalmarktrecht