Bürgerwindparks: Grünes Investment mit hohen Risiken

In zahlreichen Fällen werden die Erwartungen enttäuscht; hohe Risiken

Privatanleger erhoffen sich von Beteiligungen an Windparks eine gute Rendite, zudem glaubt man an eine nachhaltige Investition. In zahlreichen Fällen werden die Erwartungen aber enttäuscht. Stiftung Warentest und weitere Experten warnen zudem vor zahlreichen Risiken dieses Investmentmodells.

Wind ist der bedeutendste Träger erneuerbarer Energie in Deutschland. Laut aktueller Statistik gibt es in Deutschland inzwischen rd. 600 Bürgerwindparks, meist in der Rechtsform einer Kommanditgesellschaft (KG) oder Genossenschaft. Wer sich als Anleger überlegt, eine solche Beteiligung zu erwerben, sollte sich allerdings – wie bei jeder anderen Investition auch – zuerst die notwendigen vor allem vollständigen Informationen besorgen.

Die erforderlichen Unterlagen sollten auf jeden Fall der Verkaufsprospekt sein, auch Dokumente wie ein Ertragsgutachten sind wichtig.

Untersuchungen insbesondere von Stiftung Warentest haben allerdings ergeben, dass sich die meisten Bürgerwindparks von vornherein wenig transparent zeigten. Zahlreiche Betreiber von Windparks haben auf Anfragen überhaupt nicht reagiert oder die entsprechenden Unterlagen unvollständig zur Verfügung gestellt.

Keine feste Vergütung mehr für Strom

Die Investitionen werden zumeist mit einer bestimmten Laufzeit abgeschlossen, in der Regel zwischen 15 und 25 Jahren. Ein sehr langer Zeitraum, in dem sich viel ändern kann.

Früher gab es beispielsweise feste Vergütungssätze für den eingespeisten Strom aus der Windkraftanlage, was sich allerdings mittlerweile geändert hat.

Nunmehr werden Vergütungspreise im Rahmen von Ausschreibungen festgelegt. Weitere Faktoren kommen hinzu, so ist inzwischen der Preis an den Börsen relevant. Was z.B. dazu führt, dass staatliche Fördervergütungen eingestellt werden, wenn der Strompreis an der Börse negativ ist. Negative Strompreise findet man zeitweise und vor allem dann vor, wenn die Nachfrage nach Strom sehr gering ist und das Angebot sehr hoch (beispielsweise nachts, wenn der Wind stark weht, aber Industrieanlagen meist nicht on Betrieb sind).

Damit sind die festen Vergütungssätze, die auch wichtig oder relevant sind für die Rendite der Anlage insgesamt, zum Zeitpunkt des Abschlusses des Geschäfts für die Zukunft noch gar nicht sicher.

Selbstverständlich hängt auch der Standort der Windparks vom Erfolg ab: in Küstennähe weht einfach häufiger und stärker der Wind als im Inland.

Zahlreiche Optionen für Erfolg – oder Verlust

Es gibt zahlreiche Stellschrauben für den Erfolg eines Windparks. Erfahrungsgemäß sollen etwa die Kosten für die Pacht des windstarken Standortes bei höchstens 8 % der Stromerlöse betragen. Ansonsten wird es nach Expertenmeinung schwierig, eine gute Rendite zu erzielen.

In den meisten Fällen der untersuchten Windparks decken die Investitionen der Bürger rd. 20 % der Gesamtinvestitionssumme für eine Windanlage ab. Dies bedeutet vor allem, dass der größte Teil des Geldes meist von einer Bank oder großen Investoren stammt, weshalb es bereits per se zu Interessenkonflikten zwischen Entwicklern, Betreibern und Anlegern kommen kann.

Ein hoher Anteil an Bankkrediten bei der Finanzierung erhöht zudem das Risiko, wenn es schlechter läuft, da die Zinsen für den Kredit immer bezahlt werden, zudem die Darlehen zurückgeführt werden müssen.

Wenn also der Windpark weniger Strom produziert als erwartet oder die fest eingeplanten Vergütungen reduziert werden, gibt es entsprechende Einbußen bei den Ausschüttungen an die Anleger, da vorrangig die Darlehen in unveränderter Höhe zu bedienen sind.

Zudem muss auch beachtet werden, dass Behörden Genehmigungen beschränken oder Anlagen zeitweise sogar abschalten lassen, wenn Belange des Natur- oder Tierschutzes verletzt werden.

Im extremsten Fall droht Totalverlust ...

Fazit der Untersuchungen von Stiftung Warentest: die Risiken sind hoch, im Extremfall droht sogar der Totalverlust ! Jeder Teilhaber von Bürgerwindparks muss sich im Klaren darüber sein, dass es ein unternehmerisches Risiko gibt, das er im schlimmsten Fall aushalten kann.

Es sollte deshalb nur Geld investiert werden, das langfristig nicht benötigt wird. Auch mit den (nur prognostizierten, aber nicht sicheren) Ausschüttungen sollte der Anleger nicht rechnen !

Experten raten deshalb dazu, dass Anleger nicht mehr als 5 % des eigenen Vermögens in solche Beteiligungsmodelle investieren sollen.

Gerne prüfen wir Ihre Investition auf ihre Risiken hin.

Patrick M. Zagni

Rechtsanwalt / Fachanwalt

für Bank- und Kapitalmarktrecht

Aktuelle News BürgerbeteiligungWindparks
18.10.2018
Patrick Zagni
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